Sinfoniekonzert - 24.5.2022
Dieses Programm war ein Bekenntnis: Am Beginn des Hochschulsinfoniekonzerts, das von den geschichtlichen Polen des 20. Jahrhunderts geprägt ist, stand eine deutsche Erstaufführung. Unter der Leitung von Eisler-Alumnus Christoph Altstaedt spielten die Studierenden das Zweite Poème (1957) des sowjetisch-jüdischen Komponisten Alexander Veprik, der 1899 in einer ukrainischen Kleinstadt nahe Odessa geboren wurde. Heute fast vergessen, war er einer der bedeutendsten Vertreter der Neuen Jüdischen Schule und wurde 1950 auf dem Höhepunkt der stalinistischen antisemitischen Kampagne zur Lagerhaft im GULag verurteilt und deportiert.
Alexander Glasunow hingegen war Vermittler zwischen Nationalismus und westeuropäischer Tradition und einflussreicher Rektor des Petrograder Konservatoriums, an dem Veprik studierte. Glasunows Violinkonzert von 1904 wurde nur kurz nach dem zaristischen Blutsonntag von 1905 uraufgeführt. Den Opfern des Konzentrationslagers Dachau hatte 1933-34 der Münchner Karl Amadeus Hartmann sein sinfonisches Poem „Miserae“ gewidmet: „Meinen Freunden, die hundertfach sterben mußten“.
Marina Grauman, bereits seit 2019 Konzertmeisterin des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin und preisgekrönte Kammermusikerin, legte als Solistin im Violinkonzert von Glasunow ihr Konzertexamen ab.
Die Hochschule widmete dieses Sinfoniekonzert der am 10. März 2022 verstorbenen Pianistin, Hochschullehrerin und ehemaligen Rektorin der Eisler Prof. Annerose Schmidt. Die Hochschulgemeinschaft ist Annerose Schmidt zu tiefsten Dank verpflichtet, denn ihre Leistung sicherte den Fortbestand der Eisler nach der Wiedervereinigung Deutschlands.
Alexander Veprik Zweites Poème
Alexandr K. Glasunow Violinkonzert a-Moll op. 82
Karl Amadeus Hartmann Miserae, Symphonische Dichtung
Richard Strauss Rosenkavalier-Suite
Marina Grauman Violine
Christoph Altstaedt Dirigent
Fotos: Janine Escher